Eine wesentliche Bereicherung des Tophoven-Archivs

Am 15. Oktober 2020 traf am Südwall ein Ausdruck der Dissertation ein, die Solange Arber am 12. Dezember 2020 an der Sorbonne verteidigen wird. Der Titel "Elmar Tophoven et la traduction trnasparente" übersetzt sich von selbst. Nach einer ersten Verteidigung bei der Universität Lausanne im vergangenen Frühling hat die Doktorantin ihrer Arbeit den Sommer über den letzten Schliff gegeben, und somit vorerst eine jahrelange und intensive Arbeitsphase erfolgreich abgeschlossen. Das kilogrammschwere Dokument in französischer Sprache umfasst knapp 600 Seiten. Ohne die Urteile der Jurymitglieder Thomas Hunkeler (Universität Freiburg, Schweiz), Isabelle Kalinowski (CNRS) und Jürgen Ritte (Universität Sorbonne Nouvelle, Paris) vorwegzunehmen, handelt es sich zumindest für das Tophoven-Archiv um ein bahnbrechendes Ereignis. Vielleicht ist es auch ein Meilenstein für die Zunft der Übersetzer? Wieviele Doktorarbeiten wurden bisher über Übersetzer geschrieben? Die Professoren Bernard Banoun (Universität Sorbonne, Paris) und Irene Weber Hanking (Universität Lausanne), die für diese Arbeit Pate stehen, begehen Neuland. Solange Arber schafft ihrerseits einen Prezendenzfall, musste sie sich doch eigenhändig den Forschungsrahmen für ihr Unterfangen erschaffen. Für die Untersuchung von Leben und Werk des Dichters Soundso gibt es zahlreiche Modelle. Wie man in diesem anspruchsvollen wissenschaftlichen Rahmen das Wirken eines Übersetzers beleuchtet, stellt an sich methodologische Fragen, die Solange Arbers Arbeit nicht erleichtert haben. Dafür wird sie den erhofften künftigen Untersuchugen zu anderen Übersetzers als Modell beistehen können, natürlich unter der Voraussetzung, dass die Jury am 12. Dezember ebendiese methodologischen Ansätze gelten lässt.

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Solange Arber war zuletzt vor einem Jahr in Straelen. Am Material ihrer Dissertation arbeitete sie die meiste Zeit unter den ungünstigen Bedingungen der unvollständigen Aufstellung des Archivs in Berlin. Beim Endspurt kam ihr dann noch die Pandemie in die Quere, die droht, nun auch den zweiten spannenden öffentlichen Moment der "Soutenance" in den abgetrennten Käfig einer Onlinekonferenz zu verbannen. Das ist auch für die Übersetzungswissenschaft sehr schade. Hoffentlich plant Professor Banoun einen Mitschnitt. Denn der ergänzt nicht allein die Schrift der Promotion, sondern auch seine eigene bedeutsame Koordination des vorerst letzten Bandes der monumentalen Geschichte der französischen Übersetzung, die vor einem Jahr veröffentlicht wurde. Falls irgendwann ein Band zur Übersetzungsgeschichte Frankreichs im 21. Jahrhundert folgen sollte, wird sich allerdings noch zeigen müssen, ob Solange Arbers Arbeit in französischer Sprache, bezogen auf einen Übersetzer aus dem Französischen ins Deutsche, aufgrund der Thematik des "Transparenten Übersetzens", eine Auswirkung auf das französische Translationsgeschehen haben kann. Bisher war es trotz Elmar Tophovens intensiver Bemühungen im Rahmen der Neuübersetzung der Romane von Theodor Fontane ab 1980 leider nicht der Fall.