Elmar Tophoven und Paul Celan

In der April-Juni 2021 Ausgabe der französischen Germanistik-Zeitschrift Etudes Germaniques erschien ein zwanzig Seiten langer Beitrag von Solange Arber mit dem Titel: „Paul Celan et Elmar Tophoven : la traduction en partage“.  Ausgangspunkt war das Celan-Jahr 2020 und Solange Arbers biographische Kenntnisse zum Übersetzer Elmar Tophoven, über den sie im Dezember 2020 mit einer Arbeit promovierte, die im Juni 2021 in Lausanne ausgezeichnet wurde. Bisher wurde das Wechselspiel der beiden Dozenten der Ecole Normale Supérieure in der rue d’Ulm von der Forschung nur am Rande behandelt.

Der Beitrag umfasst zunächst die Umstände einer schwierigen Begegnung, dann den Austausch zwischen den beiden Übersetzern. Darauf folgen biographische Angaben zu gemeinsamen Bekannten wie Gerhard Neumann, Edmond Lutrand und Rudolf Jürgen Bartsch. Im letzten Teil geht es um die Unterschiede zwischen Tophovens transparenter Methode und Celans Widerstand gegen jede Form von Textgenetik.

Es gibt bei Elmar Tophoven durchaus Spuren von Celans Tätigkeit als Übersetzer. Solange Arber zeigt aufgrund der im Tophoven-Archiv vorhandenen Dokumente auf, dass Paul Celan sich als Dozent eingehend mit einigen von Elmar Tophovens Übersetzungen auseinandergesetzt hat. Elmar Tophoven hat sich immer wieder mit Celans Dichtung beschäftigt und sich gelegentlich auch über Celan geäußert. Umgekehrt taucht Elmar Tophoven in Celans Dichtung nicht auf; allenfalls wird er oder seine Familie in Briefen erwähnt.

Für Celan-Verehrer bringen Solange Arbers Ausführungen neue biographische Elemente zum Vorschein. Eine Deutung von Celans Werk ist damit nicht intendiert. Wichtiger erscheint die Beleuchtung des Dichters als Übersetzer, wie auch Elmar Tophoven es bereits 1984 bei einem Celan-Kolloquium in Seattle versuchte. Trotz aller Erinnerungen der Familie Tophoven an Celan schafft Solange Arbers es, das Verhältnis von Paul Celan und Elmar Tophoven auf eine einbahnfreie wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Deshalb wäre es wünschenswert, dass dieser Beitrag auch auf deutsch veröffentlicht wird.